Weinbach-Elkerhausen

 

 

Zeitungsartikel des Weilburger Tageblatts:

 

 

Von Bernd-Rainer Volz

 

 

 

Modernes Wohnen in denkmalgeschütztem Ambiente

 

 

 

Elkerhausens 'ältestes' Pfarrhaus ist mustergültig saniert

 

 

 

Weinbach - Elkerhausen (brv). "Elkerhausen hat ein 'weiteres' Pfarrhaus" - eine nicht ganz korrekte Aussage, da der während des Barock errichte und im Klassizismus erweiterte Gebäudekomplex in dieser Funktion lange zur Geschichte des Ortes gehörte, aber in Vergessenheit geriet. Durch die gelungene Sanierung erfährt der historisch bedeutende Bau nun eine 'neue' Wahrnehmung.

 

 

 

Udo Sartorius, Inhaber der gleichnamigen Firma für Lehmfachwerkbau und gleichzeitig Mitglied des Kreis-Denkmalbeirats, hatte das marode und unansehnliche Anwesen erworben. Zu sehr hatten 'Modernisierungsmaßnahmen' das ursprüngliche Gebäudegefüge verändert - aus Sicht der damaligen Bewohner sicherlich verständlich, die nach der Errichtung des benachbarten 'neuen' Pfarrhauses 1884 das Haus ihren Wohnbedürfnissen anpassten. Sartorius wusste von dem in Fachkreisen hochgehandelten Kleinod - und dies ist als Glücksfall für das Gebäude und für den Ort, da Ortsbildprägend, anzusehen. Das renommierte Büro für Bauhistorische Gutachten des Dr. Hans-Hermann Reck erstellte ein umfangreiches Bestandsgutachten und erarbeitete einen Rekonstruktionsplan für die zerstörten und veränderten Gebäudebereiche. Das Hauptgebäude, 1564 errichtet, entspricht somit (weitestgehend) seinem damaligen barocken Erscheinungsbild. Ein Anbau mit grundlegenden Umbauten des damals in der Pfarrchronik als 'baufällig' bezeichneten Gebäudes erfolgte 1773. Der Anbau wurde ebenfalls auf dessen Entstehungszeit rekonstruiert. Mit ihm erfolgte eine Erweiterung um zwei saalartig dimensionierte Räume. Die Nutzung eines Raumes als Schulstube wird vermutet.

 

 

 

Die genaue Datierung der Errichtung des Haupthauses sowie des Anbaus erfolgten mittels dendrochronologischer Datierung, einem Verfahren, bei dem die Wachstumsringe des hier verwendeten Eichenholzes ausgemessen und einer bekannten Zeitreihe zugeordnet werden. Jedoch weichen beide Ergebnisse, die als eindeutig anzusehen sind, von der durch Heimatliteratur bekannten Pfarrchronik ab, marginal aus bauhistorischer Sicht, aber dennoch auffallend bei der Verknüpfung der bekannten Quellen.

 

 

 

1278 gestattete der Trierer Erzbischof Heinrich II von Finstingen den Burgmannen zu Elkerhausen die Errichtung einer Kirche. Als deren Stifter waren die Ortsadeligen auch die Patronatsherren und Inhaber des Kirchensatz. Die Klüppel von Elkerhausen, die anscheinend die Reformation mit vollzogen hatten, blieben auch dann noch im Besitz von Patronat und Kirchsatz, als sie sich vom frühen 17. Jahrhundert an wieder zum alten Glauben bekannten. Erste reformatorische Bestrebungen im Ort Elkerhausen sind in 1530 und 1534 unter Pfarrer Jakob von Flammersbach nachgewiesen, ohne dass dieser mit Sicherheit als erster Evangelischer Pfarrer betrachtet werden kann. Erster bislang bekannter evangelischer Ortsgeistlicher ist der von 1553 bis 1593 in Elkerhausen wirkende Werner Pica, dem der Patronatsherr ein kleines, baufälliges Haus mit Hofreite im Biengarten als Pfarrhaus eingeräumt habe. Entsprechend der dendrochronologischen Erhebung müsste der Neubau des Pfarrhauses in dessen Amtszeit fallen, dieser wird aber mit seinem Nachfolger und Schwiegersohn Johannes Chilo in Verbindung gebracht - etwa zeitgleich mit dem Neubau einer Kirche ab 1600 unter Hans Klüppel von Elkerhausen, nach dessen Tod 1604 durch seinen Bruder Philipp Cuno 1608 vollendet.

 

 

 

Kirchlicherseits wurden die Patronatspflichten in den folgenden Jahrzehnten mehrfach angemahnt, aufgrund der Spannungen kam es 1635 bis 1665 sowie 1720 bis 1754 zur Einpfarrung nach Weinbach. Der Pfarrhof verfiel zusehends und wurde, in der Pfarrchronik auf 1758 datiert, unter Pfarrer Johann Friedrich Wüstenfeld grundsaniert und mit einem Anbau erweitert. Hier heißt es weiter, dass Pfarrer Wüstenfeld zunächst in der nun zu Nassau-Weilburg gehörenden Burg untergebracht gewesen sei. Nach heutigem Wissen erfolgten diese Baumaßnahmen erst 15 Jahre später. Mit dem Neubau des benachbarten massiven Klinkerbaues während des Historismus (mit deutlichen Anklängen an die Architektur des Cottage-Stils) verlor 1884 das 'älteste Pfarrhaus' seine Funktion und verschwand mit den Jahren in der Wahrnehmung der Elkerhäuser. Auch das 'neue Pfarrhaus', genau genommen der dritte derartige Zweckbau im Ort, ist heute Geschichte und in seiner Funktion durch ein weiteres Gebäude ersetzt.

 

 

 

Die städtebauliche Bedeutung am Beginn der Blessenbacher Straße hatte das durch Sartorius sanierte Gebäude zu Zeiten seiner Erbauung allerdings nicht. Es war Eingebettet in die Bebauung der heutigen Pfarrstraße, deren geschlossene Front erst in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zur Anlage der heutigen Blessenbacher Straße, einer neuzeitlichen 'Umgehungsstraße', durch Abriss benachbarter Gebäude aufgebrochen und in den 70er Jahren im Zuge des Ausbaus der Ortsdurchfahrt brachial erweitert wurde. Umso wichtiger ist das nun geschaffene Erscheinungsbild der in gelungenen Sanierung des Fachwerkkomplexes als 'Eingang' zum alten Ortskern mit Ensemblewirkung zur naheliegenden Kirche und dem Pfarrhausbau aus 1884 mit angebautem Dorfgemeinschaftshaus.

 

 

 

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Alles ist machbar...

BV Beilstein April 2013
BV Beilstein April 2013

Das ist unsere nächste Herausforderung!

..alle Gefache ausgemauert und mit Sumpfkalkputzen verputzt
Das war im August 2013
Sept. 2013 - die Fenster sind drin...
...wie sollen die Gefache jetzt gestrichen werden??
... ich hätte ja gerne das Blaue gehabt, aber...
...das soll es werden - für's Denkmalamt.
Das sieht doch richtig gut aus!
Das sieht doch richtig gut aus!
Jetzt muss nur noch die Außenanlage gemacht werden!
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